Web- vs. Desktop-Anwendungen: Vor- und Nachteile
Im Ringkampf Web- vs. Desktop-Anwendungen geht es um viel mehr, als nur die Art der Software. Es geht um traditionelle Verankerungen, wie Unternehmenssoftware einmal war und wie sie der Auffassung vieler Entwickler nach heutzutage sein sollte. Womit wir auch bei Software-Evolution wären.
Dabei geht es oft um Ansichten, die viele Entwickler und Unternehmen haben - nicht zuletzt zu ihrem eigenen Vorteil. Denn diese wollen Produkte und Lösungen verkaufen. Das tun sie nur, wenn sie die eine Lösung über der anderen platzieren. Also diese möglichst gut verkaufen.
Schauen wir uns in diesem Artikel einmal nüchtern (ich hoffe nicht allzu nüchtern!) an, was denn beide Anwendungsarten überhaupt sind und welche Vorteile sie jeweils bieten. Dabei gehen wir auch auf Nachteile bzw. Schwächen ein. Los geht's!
Was sind Desktop-Anwendungen?
Desktop-Anwendungen, oder auch Desktop-Software genannt, ist Software, die lokal auf einem Computer oder Laptop installiert wird. Oft kommt Desktop-Software ohne aktive Internetverbindung aus und nutzt aktiv Hardwareressourcen des Geräts, für optimale Leistung.
Beispiele für Desktop-Apps sind z.B. Videoschnitt-Programme oder Word. Video-Cutting erfordert in der Regel Arbeitsspeicher en masse und kommt ohne aktive Internetverbindung aus. Word dagegen ist mittlerweile vollständig in Microsofts Cloud-Ökosystem integriert und kann sowohl offline, als auch mit betrieben werden. Durch aktive Internetverbindung können Änderungen mit der Cloud synchronisiert werden, müssen sie aber nicht.
Was sind Webanwendungen?
Der Gegenpol zu Desktop-Apps sind Webanwendungen. Webanwendungen sind eine Software-Art, die auf entfernten Rechnern (=Servern) bereits installiert ist und über das Internet bereitgestellt wird. Durch Aufrufen einer Internetadresse im Browser gelangen Nutzer so auf die bereitgestellte Anwendung. Streng genommen befinden Sie sich also aktuell, während Sie das hier lesen, auf einer Webanwendung.
Kommen wir auf das Beispiel von Word zurück: Die App von Microsoft hat sich so entwickelt, dass es sie seit ein paar Jahren auch als Webanwendung gibt. Hier kommt die Synchronisation ins Spiel, denn alle Änderungen die in der Desktop-App vorgenommen wurden, sind später im Browser verfügbar - und vice versa.
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Desktop vs. Web-Apps im Vergleich: Vor- und Nachteile
Während Desktop-Anwendungen sowie Handy-Apps auf dem entsprechenden Endgerät des Nutzers installiert sind, werden Web-Apps vom Betreiber zur Verfügung gestellt. Dieser offensichtliche Unterschied geht nun mit einer Reihe von Vor- und Nachteilen einher, die wir nun beleuchten möchten.
Vorteile von Desktop-Anwendungen
Höhere Leistungsfähigkeit
Wie oben am Beispiel vom Video-Cutting beschrieben, können Desktop-Anwendungen die volle Leistung der lokalen Hardware nutzen, was bei ebensolchen ressourcenintensiven Aufgaben von Vorteil ist.
Unabhängigkeit von der Internetverbindung
Ideal für Anwendungsbereiche mit instabiler oder begrenzter Netzwerkverfügbarkeit. Das ist in der Regel Software für Außendienst-Mitarbeiter, oder einfach Apps, die keine Internetdienste in Anspruch nehmen.
Volle Kontrolle über die Software
Macht das IT-Service Desk glücklich: Software die sie verwalten dürfen und können. Unternehmen haben so die vollständige Kontrolle über Installation, Konfiguration und Wartung der Software, was besonders in sensiblen Unternehmensbereichen wichtig ist.
Nachteile von Desktop-Apps
Begrenzte Zugänglichkeit
Desktop-Anwendungen sind an das spezifische Betriebssystem wie Windows, MacOS oder Linux gebunden. Das erschwert nicht nur die Bereitstellung für verschiedene Geräte, sondern erhöht bei Individualsoftware auch massiv den Entwicklungsaufwand.
Manuelle Updates erforderlich
Mag das IT-Service Desk hingegen gar nicht: Benutzer müssen manuell Updates durchführen, was potenziell zu Verzögerungen bei der Implementierung von Sicherheitspatches und neuen Funktionen führen kann.
Eingeschränkte Kollaboration
Die Zusammenarbeit zwischen Mitarbeitern kann eingeschränkter sein, da Daten lokal gespeichert werden. Kollaborative Funktionen erfordern möglicherweise zusätzliche Konfigurationen (Thema Internetdienste).
Vorteile von Web-Apps
Universelle Zugänglichkeit
Webanwendungen sind über den Browser von jedem internetfähigen Gerät aus zugänglich. Somit erlauben sie ein Höchstmaß an Flexibilität, da sie an kein spezifisches Gerät gebunden sind (wie z.B. der Arbeitsrechner).
Plattformübergreifende Kompatibilität
Web-Apps funktionieren auf verschiedenen Betriebssystemen (Windows, macOS, Linux) gleichermaßen. Dies vereinfacht die Bereitstellung und Wartung, da keine plattformspezifischen Anpassungen erforderlich sind. Auch der initiale Entwicklungsaufwand ist um ein vielfaches geringer.
Automatische Updates
Updates können zentral verwaltet und automatisch eingespielt werden. Die Benutzer profitieren so immer von den neuesten Funktionen und Sicherheitspatches, ohne manuell eingreifen zu müssen, und der IT Service Desk hat weniger Kopfschmerzen, weil die Benutzer Updates verzögern.
Kollaborative Arbeitsweise
Web-Apps ermöglichen eine nahtlose Zusammenarbeit, da Daten in der Cloud gespeichert werden. Mehrere Benutzer können gleichzeitig auf Informationen zugreifen und gemeinsam in Echtzeit zusammenarbeiten.
Nachteile von Web-Apps
Abhängigkeit von der Internetverbindung
Die Effizienz von Webanwendungen hängt von einer stabilen Internetverbindung ab. In Umgebungen mit begrenztem oder langsamer Verbindung kann das zu Einschränkungen und Frustration führen.
Begrenzte Offline-Funktionalität
Ohne Internetverbindung sind viele Web-Apps in ihrer Funktionalität eingeschränkt. Progressive Web Apps können hier zwar Abhilfe schaffen, sind aber in der Regel nicht standardmäßig Teil der Webanwendung, da ihre Funktionen extra mit-entwickelt werden müssen.
Sicherheitsbedenken
Trotz moderner Verschlüsselungstechnologien verwendet werden, besteht immer ein gewisses Risiko von Angriffen auf Nutzer. Hier ist der Entwickler und Betreiber in der Pflicht, neuste und etablierte Sicherheits-Standards einzuhalten. Das ist keine Empfehlung, sondern Pflichtprogramm.
Web- vs. Desktop Apps: Beide haben ihre Vorzüge
Wie so oft in der IT kommt es auf einen bedarfsgerechten Anwendungseinsatz und Entwicklungsansatz an. Viele Anwendungen findet man heute vollumfänglich im Web, wie das Beispiel der Microsoft-Apps zeigt. Aber Desktop-Apps haben immer noch Ihre Daseinsberechtigung. Und das ist auch gut so.
Gerade aber Unternehmen, die zunehmend Digitalisierung anstreben, streben Effizienz und Vernetzung an. Letztere kommt heute nicht mehr ohne das Internet aus. Die finalen Entscheidungen für oder gegen eine Desktop-App fallen dann in der Regel negativ aus, da wenig Gründe wie bspw. benötigte Hardwareressourcen dafür sprechen oder Sinn machen.
Stellt man die Vor- und Nachteile beider Desktop- und Web-Anwendungen den eigenen Anforderungen gegenüber, wird man jedoch feststellen, dass Web-Lösungen oft die Oberhand gewinnen.
Probieren Sie es mal aus: Welche Prozesse in Ihrem Unternehmen könnten auch im Browser abgebildet werden? Wahrscheinlich werden Sie kaum Gründe finden, die dagegen sprechen. Und falls doch: schreiben Sie uns. Wir schauen da gerne mal mit drauf.
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